Perpetuum.

Ich habe mit Schrecken festgestellt, dass ich offenbar ziemlich geschrumpft bin.

Anders ausgedrückt: Ich bin zu klein für mein Körpergewicht. Stünde meine Größe im richtigen linearen Verhältnis zu meinem Gewicht, hätte ich eine Traumgröße für Models. Die logische Schlussfolgerung ist demnach, dass ich geschrumpft sein muss, denn vorher war meine Größe für mein Gewicht immer ausreichend.

Wie dem auch sei, dem muss abgeholfen werden. Nun ist das ab einem gewissen Alter nicht mehr ganz so einfach. Wachsen werde ich wohl nicht mehr. Also muss Gewicht runter.

Während ich mich im Internet nach für mich passenden, also moderaten Möglichkeiten umsehe, höre ich nebenbei einen Beitrag im Radio, der mich aufhorchen lässt.

In Portugal protestieren Bürger. Gegen den Abbau von Lithium, der bei ihnen stattfinden soll.

Wem es noch nicht bekannt ist: Smartphones und E-Autos benötigen Strom. Der aus Batterien kommt. Die wiederum Lithium enthalten. Das ist ein Leichtmetall, das unter anderem in Südamerika – unter sehr fragwürdigen Bedingungen – abgebaut wird. Das größte Vorkommen in Europa gibt es in Portugal.

Aber die Bewohner dieser Region wollen nicht, dass dort ein Bergwerk entsteht und Lithium abgebaut wird, weil sie Angst um ihre Umwelt, ihr Wasser, ihre Gesundheit, ihre Heimat haben.

Kann ich gut nachvollziehen, würde ich auch nicht wollen, direkt vor meiner Haustür. Was das an Giften und Zerstörung bedeutet, ist nicht absehbar.

Ich bin ja prinzipiell eine Freundin erneuerbarer Energien. Dennoch stehe ich E-Autos oder E-Bikes etwas skeptisch gegenüber.

Wie umweltfreundlich sie tatsächlich sind, ist für mich fraglich. Denn wenn sie mit Akkumulatoren betrieben werden, die Lithium enthalten, das wiederum – einmal abgebaut – nicht wieder nachwächst – was bitte ist daran umweltfreundlich?

Dann das Wirrwarr mit dem Aufladen. Ist der Strom, mit dem ich das Auto/Bike auflade, Ökostrom? Erneuerbar?

Ich sinne also gerade über die Un-Logik umweltfreundlicher E-Autos nach, als mich der Blitz der Erkenntnis trifft.

Hastig laufe ich in den Keller, in dem irgendwo, in den hintersten Tiefen, noch Kartons lagern müssten. Mit Dingen, von denen ich dachte, dass man sie vielleicht doch noch einmal verwenden könnte. Doch genau das Teil, nach dem ich suche, befindet sich nicht mehr darin.

Egal. Ich erkläre es euch so.

Wer gerne zeltet oder des Nachts draußen umherschleicht, ist gut beraten, sich eine Taschenlampe anzuschaffen. Das haben wir auch getan. Und zwar in allen Ausführungen.

Zu meinen Lieblingsstücken gehörte die Dynamolampe mit einer Spule oder einem Kondensator oder wie auch immer das Ding heißt. Das ist jetzt nur grob ausgedrückt, ich bin keine Technik-Nerdin. Es funktioniert wie der Dynamo am Fahrrad; willst du Licht, musst du dich bewegen, im Fall der Lampe kurbeln oder schütteln.

Die Internetsuche nach neueren Modellen zeigt: Es gibt die Dynamolampen noch. Und es gibt mittlerweile auch Ultrakondensatoren. Die haben den Vorteil, dass sie kein Lithium benötigen, super speichern und innerhalb kurzer Zeit viel Leistung erbringen können.

Mittlerweile gibt es übrigens auch ein Notfall-Ladegerät für Handys, mit dem man durch Kurbeln aufladen kann. Ich fände es gar nicht so schlecht, wenn das alle Vielbenutzer mal ausprobieren müssten. Dann wäre ihnen vielleicht bewusster, dass auch Handynutzung Strom erfordert. Der ja irgendwie produziert werden muss. Auch wenn er scheinbar ganz einfach aus der Steckdose kommt. Aber da muss er ja auch irgendwie reingekommen sein.

Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Mir ist die perfekte Lösung für Gesundheit UND Klima eingefallen.

Fast jeder zweite Deutsche trägt eindeutig zu viele Kilos mit sich herum. Und die meisten können (so wie ich) nicht mehr weiterwachsen, damit sich Größe und Gewicht im gesunden Verhältnis annähern.

Woher kommen denn die Plus-Kilos? Ziemlich sicher durch zu viel essen und zu wenig bewegen. Der faule Mensch der westlichen Gesellschaft lässt immer häufiger andere für sich arbeiten, statt selbst die Finger aus dem Allerwertesten zu bekommen. Dazu futtert er die verlockenden und süchtig machenden Fertigprodukte, und fertig ist Herr und Frau Dick-Bequem.

Doch dem kann Abhilfe geschaffen werden: zurück nach früher, aber in moderner Form!

Ich plädiere dafür, dass sich zwei wichtige Pfeiler unserer Gesellschaft zusammentun: die Krankenkassen und die Hersteller von Vehikeln, die der persönlichen Fortbewegung dienen.

Herauskommen würde ein fantastisches Produkt: das Perpetuum transformale.

Und dabei ist die Idee eine ganz einfache. Wenn auch nicht neu. Wer sich an andere Orte begeben will, muss dies gefälligst mit eigener Muskelkraft tun. Und wenn dieser Ort zu weit weg ist, muss man halt etwas mehr dafür tun.

Wenn man jetzt ein Auto oder Fahrrad nimmt, in dieses einen Superkondensator einbaut und dafür sorgt, dass dieser „Strampel-Energie“ speichert, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.

Die Energie ist zu hundertprozentig erneuerbar, und der Strampler tut etwas für sich, seine Gesundheit und die Umwelt.

Natürlich ist es das Bestreben der Erbauer, so eine Karosse möglichst leicht, aber dennoch luxuriös und komfortabel zu konstruieren. Denn je mehr Gewicht das Teil, desto mehr darf man sich abstrampeln. Der neue alte Kraftstoff heißt Muskelkraft, riecht nach Schweiß und ist gesund.

Um zu verhindern, dass es hier zu Betrug kommt (der Mensch wäre ja nicht Mensch, wenn er nicht sofort so etwas versuchen würde), müsste natürlich sichergestellt (und somit überprüft) werden, dass der Strampelnde selbst die Energie umwandelt und nicht strampeln lässt. Sonst wären wir wieder beim Herren-Sklaven-Prinzip (ich weiß, die Wirklichkeit wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anders aussehen). Und vor allem, dass keine Tiere eingesetzt werden. 

Im Umkehrschluss heißt dies also, wenn eine vierköpfige Familie in Urlaub fahren will, muss fleißig gestrampelt werden. Auch, wer schnell fahren will, benötigt mehr Strom (Energie) und muss entsprechend (vor)strampeln. Und natürlich Pausen machen.

Beikommender Effekt ist, dass Menschen gesünder werden. Das Gewicht-Kilogramm-Verhältnis beginnt, sich zu normalisieren. Weniger zum Arzt und weniger Behandlungen. Das senkt die Krankenkassenbeiträge. Für die, die für sich Strampel-Energie erzeugen. 

Das ist jetzt mal der erste Ansatz; die ganze Sache ist natürlich ausbaufähig.

Ich stelle mir gerade das Prinzip Perpetuum Transformale für ein Flugzeug vor. Auf geht’s nach Mallorca. Oder Ibiza.

Die Luftlinie zwischen Düsseldorf und Palma de Mallorca beträgt 1334,90 km. Eben ausrechnen, wie viele Passagiere an Bord sind. Ok, dann mal los. Zuerst müssen alle kräftig vorstrampeln, damit der Superkondensator im Flugzeug genug Energie zum Abheben gespeichert hat. Dann wird in Gruppen gestrampelt. Jeweils eine halbe Stunde. Pause. Halbe Stunde … Hey, keine Müdigkeit vortäuschen! Haltet euch vor Augen, dass der Vogel abstürzen könnte, wenn ihr nicht ausreichend strampelt! Wer sich nachweislich vorher ausreichend Strampelmeilen (selbst!) erstrampelt hat, muss natürlich im Flieger nicht so viel Beinarbeit leisten. Vorteil: Man hat schon die perfekte Strandfigur, wenn man in den Flieger steigt. Nachteil: Wenn das alle machen, könnte es problematisch werden, in der Luft zu bleiben …

Ach ja, bei Kreuzfahrten ist natürlich Rudern das Energiemittel der Wahl. 

Und sonst so? Ich strample gerade für den Urlaub. Vorsichtshalber.

3 Kommentare

  1. Klasse Idee. Ich finde das eine gute Motivation, für den eigenen Stromverbrauch zu radeln. Also her mit dem Ergometer, mit dem ich meine Steckdose füttern kann. Was mit Solarenergie funktioniert müsste doch auch mit Strampelenergie gehen.

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